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Foto: Aurubis: Skaleneffekte, Rohbau einer hohen Halle, Bagger heben Baumaterialien hoch

Skaleneffekte

„Unsere Erfolge sind skalierbar!“

Im Interview erläutert Dr. Thomas Sturm, Senior Vice President Corporate Development, anhand von Beispielen aus dem Unternehmensalltag, was Skaleneffekte sind und wie Aurubis die strategisch kluge Vorgehensweise des modularen Denkens und Handelns erfolgreich nutzt.

Foto: Aurubis: Thomas Sturm, Senior Vice President Corporate Development
Thomas Sturm sieht Wachstumschancen durch Skaleneffekte.

Herr Dr. Sturm, unter Skalierbarkeit versteht man die Fähigkeit zu Expansion und Wachstum. Was heißt das auf Aurubis bezogen?

Dr. Thomas Sturm Wir denken modular. Unsere Projekte sind nicht einmalig angelegt, sondern im Kern, unter Berücksichtigung der jeweiligen Gegebenheiten vor Ort, übertragbar. Das macht sie nicht nur einmalig erfolgreich – sondern eben auch skalierbar. Dabei stehen schnelle Umsetzung, höhere Effizienz, Synergien und Lerneffekte in Bau und Betrieb im Vordergrund. Und bei allem, was wir tun, die Transformation unserer Branche hin zu einer nachhaltigen Metallproduktion zu gestalten und voranzutreiben.

Wie schafft ein Unternehmen wie Aurubis es, seine Erfolge zu skalieren?

Dr. Thomas Sturm Ein gutes Beispiel hierfür ist unser neues Recyclingwerk in Georgia. Aurubis Richmond entsteht in einer Modul-Struktur, die wir vorausschauend geplant haben und nun konsequent schrittweise realisieren: Nach der Inbetriebnahme des ersten Moduls im zweiten Halbjahr 2024, planen wir den Start von Modul 2 für Anfang 2026. Aufgrund der sehr guten Marktbedingungen in den USA haben wir die Umsetzung der zweiten Ausbaustufe beschleunigt und die Verarbeitungskapazitäten verdoppelt. Unsere Ambition ist: Wir wollen bei Aurubis Richmond unsere Wertschöpfungskette weiter ausbauen über Blisterkupfer hinaus bis zur Drahtproduktion. Wir werden also nach den Möglichkeiten der Märkte wachsen. Und wir haben weitere Pläne für künftige Investitionen in der Schublade. Aurubis Richmond kann als Blaupause für andere mögliche Standorte innerhalb und außerhalb der USA dienen.

Foto: Aurubis: Besuch der First Lady der USA, Jill Biden, Auf der Baustelle in Richmond
Hoher Besuch: Dr. Jill Biden, First Lady der USA, im neuen Aurubis-Werk.
Foto: Aurubis: Gruppenfoto vom Team in Richmond auf der Baustelle
Stolzes Team: Aurubis Richmond feiert im November 2023 Richtfest.

Was sind Skaleneffekte?

Unter Skalierbarkeit versteht man die Fähigkeit eines Systems, Netzwerks oder Prozesses zur Größenveränderung. Meist wird dabei die Fähigkeit des Systems zum Wachstum bezeichnet.
(Quelle: Wikipedia)

Die Metallproduktion ist ein komplexes Geschäft mit langen Vorlaufzeiten. Wie agil kann ein Unternehmen wie Aurubis also tatsächlich wachsen?

Dr. Thomas Sturm Wachstum braucht sachlich fundierte Grundlagen und Vorüberlegungen – und ein Maximum an Flexibilität und Anpassungsvermögen. Wir prüfen und überwachen sehr genau, wohin sich die Märkte von heute entwickeln, und unsere Projektpipeline enthält noch viele Ideen und Vorhaben, die wir noch nicht öffentlich machen können. Wenn sich Chancen ergeben und wir eine sinnvolle Wachstumsinvestition erkennen – ob groß oder klein –, setzen wir sie um, mit der Sicherheit unserer Analysen und natürlich auch einem Stück Mut. Ohne den geht es nicht. Und wenn wir dann vorhandene Technologien erneut nutzen können, kann es auch schneller gehen, weil wir nicht noch mal von vorne planen müssen.

Ein anderes Beispiel für Agilität ist die Investition in den Ausbau der Selenproduktion unserer Tochtergesellschaft RETORTE, ein lokales Spitzenunternehmen im globalen Nischenmarkt siehe Kasten, das sich mit einer neuen Anlage nach Good Manufacturing Practice den weiteren Zugang zu den vielversprechenden und anspruchsvollen Nahrungs- und Pharmamärkten erschließt. Auch wenn dies im Verhältnis zu anderen ein kleines Projekt für uns ist, so wurde die Entscheidung für diese Investition dennoch bewusst getroffen. Denn sie bedeutet nicht nur Zukunftssicherung für den Standort, sondern auch das Bekenntnis zu RETORTE als einem wichtigen Baustein in unserem Hüttennetzwerk. Denn hier wird ein Nebenprodukt der Kupferproduktion, das in Hamburg anfällt, das Rohselen, zu werthaltigen Produkten weiterverarbeitet.

Ausbau der Selenproduktion bei RETORTE

Als Weltmarktführer produziert die RETORTE GmbH rund 50 unterschiedliche Selenprodukte und beliefert damit weltweit etwa 500 Kunden aus 15 Industrien. Die Aurubis-Tochter baut ihre Selenproduktion für die margenstarken Wachstumsmärkte der Nahrungsmittel- und Pharmabranche nun weiter aus. Im Juni 2023 erfolgte dazu der Spatenstich für eine neue Produktionsanlage nach Good Manufacturing Practice. Aurubis stärkt mit dieser Investition das Unternehmen am Standort Röthenbach a. d. Pegnitz mit seinen rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als wichtigen Baustein des Multimetall-Wertstoffkreislaufs. Denn hier wird das komplette Rohselen der Hüttenproduktion in Hamburg zu werthaltigen Produkten veredelt und weiterverarbeitet (s. Foto unten).

Foto: Aurubis: Eine Person hält eine blaue Plastikbox mit Selen in den Händen

Woran zeigt sich die Flexibilität des Hüttennetzwerks von Aurubis?

Dr. Thomas Sturm Jede unserer Hütten hat ihre spezifischen Stärken. Diese gilt es optimal miteinander zu vernetzen für das beste Gesamtergebnis. Darin sind wir gut. Besonders anschaulich zeigt sich die Stärke unserer Supply Chain auch in Zeiten von Stillständen. Unsere Standorte nutzen die hohe Flexibilität des Hüttennetzwerkes zur Versorgungssicherheit der Produktion. Unser wichtigstes Ziel im Konzern bleibt dabei die Auslastung aller Anlagen, eine effiziente Ausbringung unserer Metalle und maximale Produktivität. So werden beispielsweise die Anodenschlämme für unsere neue Recyclinganlage ASPA im belgischen Beerse von mehreren Standorten im Unternehmen kommen, und das Blisterkupfer, das wir im US-Werk Richmond produzieren werden, wird zunächst überwiegend in Europa weiterverarbeitet. Dass wir bei unseren Investiti­onsprojekten Nachhaltigkeitsaspekte wie die Reduktion von CO2­-Emissionen mitdenken, zeigt ein weiteres Beispiel: Durch die Erweiterung unserer Elektrolyse in Pirdop können künftig alle am Standort produzierten Anoden auch in Bulgarien verarbeitet werden, anstatt sie wie bisher an andere Standorte des Konzerns zu transportieren. Das schafft neue Kapazitäten und spart im Konzern CO2 durch den Wegfall der Transporte.

Siehe Kapitel „Mehr Metall“

  • Foto: Aurubis: Fortschritt der Baustelle der Halle in Richmond, ein gelber Bagger steht mittendrin
    Baufortschritt bei Aurubis Richmond: Der Innenausbau schreitet voran.
  • Foto: Aurubis: Ansicht im Inneren der Baustellenhalle Richmond, Betonblöcke werden gebaut
  • Foto: Aurubis: Werkfläche Richmond County, Georgia, USA, Erste Multimetall-Recyclingwerk von oben, Baustelle mit parkenden Fahrzeugen
    Das Werk wächst: Auf über 600.000 m² Fläche entsteht das erste Multimetall-Recyclingwerk der USA.